Damit ist das erste Werk der internationalen Stararchitekten in Wien beschlossene Sache. Unter dem Vorsitz von Elke Delugan-Meissl entschied sich die Fachjury aus Experten der Bereiche Architektur, Handel und Projektentwicklung sowie Vertretern der Stadt Wien und des 7. Bezirks einstimmig für den Entwurf des Rotterdamer Architektenbüros und gegen die Vorschläge von BIG (Bjarke Ingels Group), Snøhetta und Hadi Teherani.
Wieso kein eigenes Konzept?
Der Plan: die Errichtung eines Nobelkaufhauses mit Dachgarten und integriertem Hotel. Dafür wird das traditionelle Leiner-Möbelhaus bis auf die Fassade entkernt, der bisherige Geschäftsbetrieb selbstverständlich umgesiedelt. Fünf Stockwerke mit einer derzeitigen Gesamtnutzfläche von 58.000 m² sollen ab 2021 neugestaltet werden, und zwar nach dem Vorbild des Luxuskaufhauses KaDeWe in Berlin, das bereits zur Signa Gruppe gehört. In Wien wird es also auch bald ein KaDeWe geben – ein auf den ersten Blick wunderliches Ansinnen, ist doch das Original ein typisches Berliner Wahrzeichen. Das 1907 eröffnete „Kaufhaus des Westens“ – daher das Kürzel – galt als Inbegriff luxuriöser internationaler Waren und war lange das größte kontinentaleuropäische Kaufhaus. Es wird auch heute als Sehenswürdigkeit neben dem Brandenburger Tor, dem Mauerpark, der Kaiser Wilhelms-Gedächtniskirche und Checkpoint Charlie gelistet.
Als Argument für die Errichtung eines solchen Kaufhauses in Wien wird häufig der Mangel an Luxuswarenhäusern beklagt – da möchte man hinter Berlin, Hamburg und München nicht zurückstehen. Also schafft man einen Ableger in Wien – wieso kein eigenes Konzept erstellt wird, das mehr mit dem Wiener Standort zu tun hat, leuchtet nicht unmittelbar ein. Es sieht so aus, als würde das KaDeWe Wien einfach als ein weiteres Element in einer Kette von Luxuskaufhäusern etabliert. OMA sind derzeit auch mit Umbau und Renovierung des Berliner Stammhauses am Kurfürstendamm betreut. Für die Planung in Berlin ist OMA-Partner Ippolito Pestellini Laparelli verantwortlich. Er wird, gemeinsam mit Ellen van Loon, auch das Wiener Projekt planen. Zu den bereits bestehenden Objekten der KaDeWe-Group gehören das Hamburger Alsterhaus und der Münchner Oberpollinger. Unverkennbarkeit gehört offenbar nicht zu den hohen Ansprüchen, was auch die jeweiligen Web-Auftritte der Kaufhäuser nahelegen. Sie ähneln einander optisch und thematisch auffallend stark.