353 Interior Design

Alles anders

© Koelnmesse
„Das Haus“ vollzieht 2021 einen Wandel und wird zum „Apartment Haus“, das sich verstärkt auf den urbanen Bereich konzentriert.
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Auf die nächsten zehn: Das erfolgreiche Format der imm cologne „Das Haus“ startet mit einem neuen Konzept und einem neuen Standort in die nächste Design-Dekade.

von: Barbara Jahn

Es ist wieder eine Premiere. Diesmal ist es nicht einfach nur ein „Haus“, mit dem sie jeweils 2013, 2016 und 2019 im Alleingang die imm cologne bespielt haben. Zum zehnten Geburtstag fokussiert „Das Haus“ stärker auf aktuelle Entwicklungen. Der deutsche Designer Sebastian Herkner, der in Venedig und Stockholm schaffende Luca Nichetto und das niederländisch-australische Designerduo Kate und Joel Booy alias Studio Truly Truly gehen nun gemeinsam ans Werk, um die Jubiläumsausgabe 2021 zu gestalten.

Leben heißt Veränderung
In enger Zusammenarbeit mit Creative Direc­tor Dick Spierenburg wird sowohl am Konzept als auch am Format gearbeitet. So viel kann man zumindest jetzt schon sagen: Wie sich bereits aus dem Titel – Das Apartment Haus – erahnen lässt, wird es eine starke Veränderung geben. Die Messe will den Designevent breiter aufstellen. Schon immer ein Ort der Begegnung, war „Das Haus“ eine Plattform, bei der sich die eingeladenen Designer austoben und die Besucher inspirieren lassen konnten. Von Jahr zu Jahr konnte man beobachten, wie sich Ansprüche an Architektur und Design, Bedürfnisse zwischen Durchlässigkeit und Abschottung, aber auch Sichtweisen in Bezug auf die Wohnform veränderten. Das Apartment Haus 2021 soll nun zeitgemäße Konzepte hervorbringen, die temporäres Wohnen in einer Mischung aus privater Sphäre und geschütztem Gemeinschaftsraum ermöglichen. Spierenburg, der das Projekt seit zehn Jahren kuratiert, erwartet nicht nur Erkenntnisse in Form wegweisender Konzepte und origineller Interior Designs: „Es dürfte auch spannend sein zu sehen, inwieweit sich in Das Apartment Haus die persönliche Entwicklung der Designer ablesen lässt, deren charakteristische Arbeiten wir aus den vergangenen Jahren noch so gut in Erinnerung haben.“

Weniger allein, mehr gemeinsam
Der neue Schwerpunkt richtet sich auf das Thema „Managed Apartments“. Im Mittelpunkt der Projekte stehen einerseits zeit­gemäße Apartments für langfristige und kurz angelegte Aufenthaltsorte, die meist komplett ausgestattet und eingerichtet sind, andererseits die immer mehr an Bedeutung gewinnenden Co-Living-Areas, wo das gemeinschaftliche Leben in vielerlei Form – Sport, Arbeit oder Gastfreundschaft – stattfindet. Im weitesten Sinn entsteht dabei eine Art Wohngemeinschaft, die starken Bezug nimmt auf ein Zeitalter des neu entdeckten Homeoffice, einer größeren beruflichen Mobilität, die Entstehung von immer mehr Start-ups und auf differenzierte Nutzer-
gruppen vom Digital Nomad über den Studen­ten bis zum Geschäftsmann mit Unterkunftsbedarf.

All das kann über sogenannte gemanagte Urban-Living-Wohnkonzepte abgedeckt werden. In insgesamt vier Apartments sowie Gemeinschaftsbereichen wird Das Apartment Haus diese Entwicklung zeitgemäß abbilden, mit unterschiedlichen Variationen für private Wohnräume mit Bad und Küche sowie mit Gestaltungsbeispielen für halböffentliche, gemanagte Raumangebote zum Arbeiten, für Meetings oder zum Loungen. „Wir sehen viel Potenzial im Thema kleine Wohnungen und planen, es mit dem Blick auf Flexibilität und anregende Taktilität fantasievoll anzugehen“, regt Kate Booy schon im Vorfeld den Appetit für den Besuch an. Sie und ihr Mann, beide gelernte Grafik- und Produktdesigner, freuen sich sehr, wieder bei Das Haus dabei zu sein, denn hier können sie ihren ganzheitlichen Ansatz mit künstlerischen Impulsen aus­leben: „Für eine imaginierte Situation zu arbeiten gibt uns die Freiheit, extreme Ideen zu erforschen.“

Die Stadt im Fokus
Punkto Aktualität trifft das neue Konzept den Nerv der Zeit. Fieberhaft werden in den Städten Lösungen für Wohnraumverdichtung gesucht, Wohnen selbst wird als ganzheitlicher Lebensbereich wahrgenommen, der Rückzugsbedürfnisse genauso wie soziale Aktivitäten, Entertainment und – einmal mehr in Zeiten der Lockdowns –
Home Working umfasst. „Ein spannendes Thema, wenn man sich die Wohntürme in Städten wie New York anschaut, in denen großzügige Gemeinschaftsräume ein Gegen­gewicht zu den meist recht kleinen Apartments bilden und dabei ein ganz neues Lebensgefühl fördern. Das ist der Part, den ich in dem aktuellen Projekt übernehme und der mich besonders interessiert“, so Designer Sebastian Herkner über sein Projekt. „Bei der Gestaltung von Co-Living- und Co-Working-Bereichen gilt es, die Übergänge zwischen Konzentrations- und Kommunikationsräumen so zu gestalten, dass für die unterschiedlichen Bedürfnisse Platz ist: Raum zum Rückzug, zum gemeinsamen Arbeiten, aber auch, um Leute zu treffen und ein Gefühl von Nachbarschaft entstehen zu lassen.“

Drei Studios, vier Apartments
Insgesamt werden vier Apartments sowie Gemeinschaftsbereiche, unterschiedlich gelöste Angebote für private Wohnräume mit Bad und Küche sowie Gestaltungsbeispiele für halböffentliche, gemanagte Raum­angebote präsentiert. Zwei Branded Apartments erweitern das Spektrum der Interior-Design-Lösungen. Dabei kommt die vielfältige Produktpalette aus den Portfolios der drei Designer und -teams zum Einsatz. „Für 2021 freuen wir uns auf etwas viel Radikaleres und Provokatives. Wir arbeiten an einem Konzept mit zwei Bedeutungsebenen: eine in Bezug auf die Botschaft, die wir geben wollen, und eine andere in Bezug auf Elemente, die für diese neue Ära des Wohnens und Arbeitens zu Hause relevant sein könnte“, kündigt Luca Nichetto an.

Offen für Inspiration
Temporäres oder permanentes Wohnen in der Stadt werden zu den Kernthemen des Residential Designs, das Dick Spierenburg mit dem neuen Konzept aufgreifen will. Dass die Zukunft einen urbanen Anstrich bekommt, steht außer Zweifel. Grund genug, sich mit den Themen rechtzeitig aus­einanderzusetzen und Weichen zu stellen. „Es entstehen neue Modelle für zeitlich und räumlich flexible Menschen, die für Wohnkonzepte wie Apartmenthäuser und Co-Living-Projekte aufgeschlossen sind“, so Spierenburg.

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