Aspekte
„Die Energieversorger stehen auf gesunden Beinen“, betont Vorstand Martin Graf angesichts der sehr zufriedenstellenden Kapitalstruktur der Versorger.

E-Wirtschaft 2012 grundsolid

Die Umsätze sind im vergangenen Jahr in der Österreichischen E-Wirtschaft gestiegen, die Gewinne leider gesunken. Trotzdem stehen die Versorger auf gesunden Beinen durch sichere Einnahmen im Netzbereich.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich die größten heimischen Energieversorgungsunternehmen im vergangenen Jahr solide entwickelt. Das zeigt eine Analyse der Unternehmensergebnisse für 2012 durch die Regulierungsbehörde E-Control[1]. „Das vergangene Jahr war kein leichtes, aber in Summe haben sich die großen Versorger gut entwickelt“, sagt E-Control-Vorstand Martin Graf. „Es gibt keinen Grund für übertriebenes Wehklagen.“ Bis auf die oberösterreichische Energie AG konnten alle Unternehmen ihre Umsätze steigern. Am deutlichsten stieg der Umsatz bei der Energie Steiermark (+43,9 Prozent), was vor allem auf Einmaleffekte durch Umstrukturierungen zurückzuführen war. Die burgenländische BEWAG (nunmehr Energie Burgenland) verbuchte bedingt durch die Fusion mit der BEGAS ein deutliches Umsatzplus von 21,8 Prozent. Signifikant zugelegt haben auch der Kärntner Landesenergieversorger KELAG (+20,9 Prozent) sowie die Linz AG (+10,6 Prozent). Während die Versorger 2012 weniger Gas an Endkunden verkauften, blieb der Stromabsatz im Vergleich konstant.

Gewinne sind gesunken

Bei den großen Energieunternehmen sind aber nicht nur die Umsätze gewachsen, sondern auch die Kosten. „Zwar wurden höhere Erlöse erzielt, diese wurden aber zum Teil wieder von den gestiegenen Kosten aufgefressen“, erläutert Vorstand Martin Graf. So sind bei einigen Versorgern die Personalkosten unter anderem aufgrund der Auswirkungen der Finanzkrise deutlich gestiegen, durch teure Gasverträge mussten Unternehmen Verluste hinnehmen bzw. Abschreibungen tätigen. Dadurch hat sich 2012 die Ergebnissituation insgesamt verschlechtert. Das Betriebsergebnis (EBIT) sank bei den analysierten Unternehmen um knapp acht Prozent, von 1,66 Milliarden Euro auf 1,36 Milliarden Euro. Einen besonders drastischen Einbruch des Ergebnisses gab es bei der Wien Energie bedingt durch mehr als 200 Millionen Euro höhere Aufwendungen für Altersvorsorge. Rückgänge des Betriebsergebnisses im Jahr 2012 haben u.a. auch die Linz AG (Aufwendungen für Altersvorsorge), Energie AG (höherer Materialaufwand und Abschreibungen), VKW AG (deutlicher Rückgang der Stromerlöse), EVN AG (v.a. erhöhter Materialaufwand; generell gestiegene Kostenstruktur), und die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (u.a. gestiegener Material- und Personalaufwand) zu verzeichnen gehabt.

Konzentration auf Kernkompetenz und Stammmärkte

Zuletzt zeigte sich, dass sich viele der großen Energieunternehmen wieder auf ihre Kernkompetenzen und ihre (erweiterten) Heimmärkte konzentrieren. „Es ist eine tendenzielle Reduktion des Auslandsengagements sowie der Auslandbeteiligungen mit Neuorientierung auf den nationalen Markt festzustellen“, erläutert Graf. So hat sich der Verbund aus der Türkei zurückgezogen und verstärkte im Gegenzug sein Hauptgeschäft, die Stromerzeugung aus Wasserkraft im In- und benachbarten Ausland. Die Energie AG hat die Auslandsgeschäfte der Abfalltochter AVE abgegeben, der Verkauf soll Ende September abgewickelt sein. Auch die EVN hat Umstrukturierungsmaßnahmen getroffen

Ausblick: Stabile Rahmenbedingungen im Netzbereich

Das derzeitige Regulierungssystem garantiere den Netzbetreibern auch in den kommenden Jahren stabile Rahmenbedingungen, sagt Vorstand Martin Graf, der festhält, dass es auch in Zukunft „ausreichende Anreize für Investitionen in Versorgungssicherheit und Netzausbau geben wird.“ Die Wirtschafts- und Finanzkrise hatte bisher auf die heimische Energiewirtschaft nur geringe Auswirkungen. Wie sich die Energieunternehmen insgesamt zukünftig entwickeln werden, hänge wesentlich davon ab, inwieweit sie ihre Kosten reduzieren und ihre Beschaffungsstrategien verbessern könnten


[1] Analysiert wurden die neun Landesenergieversorger Wien Energie (inkl. Wien Gasnetz und Wien Stromnetz; nunmehr Wiener Netze), Energie Burgenland (inkl. vormaliger BEGAS), EVN, Energie AG, KELAG, Energie Steiermark, Salzburg AG, TIWAG, VKW (inkl. VEG) sowie die Versorger Verbund, Linz AG, Energie Graz und IKB.