So aufwendig und hochwertig es auch gebaut sein mag – irgendwann kommt jedes Gebäude in die Jahre. Um das Bauwerk für kommende Generationen zu bewahren, erfordert die historische Bausubstanz Fingerspitzengefühl und Weitblick. Interview mit Architekt Univ.-Prof. Manfred Wehdorn, Wien.
Herr Professor Wehdorn, welchen Stellenwert hat Naturstein aktuell im Reigen der Baustoffe?
Manfred Wehdorn: Naturstein hatte, seitdem der Mensch baut, also seit Jahrtausenden, einen hohen Stellenwert als Baustoff. Zunächst war es seine Verfügbarkeit, die den Einsatz der jeweiligen Natursteinart bestimmte, denn man verwendete in historischer Zeit vorrangig den lokalen Baustein – man denke nur an Salzburg und Adneter Marmor. Spätestens seit der Renaissance schätzte man besonders auch seine optischen Qualitäten, nicht nur was Farbe und Oberflächenbearbeitung betraf, sondern auch als Ausdruck von Reichtum und Macht.
Mit der Frage der Nachhaltigkeit, die seit dem sogenannten Brundtland-Report, 1987, auf dem Drei-Säulen-Modell Ökologie, Wirtschaftlichkeit und soziale Kompetenz aufbaut, bekam der historische Baustoff Naturstein eine neue, zusätzliche Bedeutung. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist im gegebenen Zusammenhang zu erläutern: Per se ist der ökologische Fußabdruck von Naturstein sehr klein, entscheidend sind die Transportwege. Die Forderung nach heimischem Naturstein wird dadurch unterstrichen. Um Ihre Frage zusammenfassend zu beantworten: Der aktuelle Stellenwert von Naturstein war und ist sehr hoch.