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Karl Mang (1922 - 2015)

© Familie Mang

Still ist es geworden um den so genannten „Architekten der Stille“, Karl Mang, der Anfang September 2015 92-jährig verstarb. Das Ehrenmitglied des Wiener Künstlerhauses und einer der bedeutendsten Architekten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Zeit seines Lebens der international geschätzte Gegenpol zu marktschreierischer Sensationsarchitektur. Beim Bauen praktizierte er stets das Prinzip der Einfachheit und Funktionalität, modular und veränderbar, mit dem Fokus immer auf den menschlichen Maßstab gerichtet und auf eine gewisse Art bescheiden. Unbeirrt und frei von jeder politischen Bindung oder Gruppierung galt Karl Mang als Einzelkämpfer, der es niemals bereute, ein solcher zu sein. Mainstream war nicht seine Welt – er schuf seine eigene.

1922 in Wien geboren, lernte er gleich nach der Matura den Krieg kennen und wurde sogar – nach einer schweren Verwundung – ein zweites Mal eingezogen. Erst nach dem Krieg begann er an der technischen Universität Wien Architektur zu studieren, bei Professor Friedrich Lehmann, dessen Assistent er später wurde. Der intensive Wunsch, Architektur zu studieren, geht bereits auf seine Schulzeit zurück, war er doch auch mit Carl Auböck und Karl Schwanzer, seinen Klassenkameraden, eng befreundet. Geprägt hatte ihn aber auch der Studienaufenthalt in Rom Anfang der 50er Jahre. Nach seiner Rückkehr nach Wien eröffnete er sein eigenes Büro als freischaffender Architekt. Darüber hinaus begleiteten zahlreiche Lehrtätigkeiten sein Leben. Als sein großes ideologisches Vorbild gilt der finnische Architekt Alvar Aalto, während seine Frau Eva Mang-Frimmel, selbst Architektin, zu seinem Lebensmenschen wurde. Sie hatten sich während des Studiums kennengelernt und arbeiteten ein ganzes Leben zusammen an unzähligen gemeinsamen Projekten – bis zu ihrem Tod im Jahr 2000. Im Messe- und Ausstellungsbereich waren sie mit ihren innovativen Gestaltungsideen besonders erfolgreich. Zu den bedeutendsten Werken des 1954 gegründeten Architekturbüros zählen außerdem zahlreiche Inneneinrichtungen,zum Beispiel für das UN-Generalsekretariat in New York, große Wohnanlagen sowie Revitalisierungen. Besonders erwähnenswert ist unter anderem das Atelierhaus für die Künstlerin Lydia Roppolt aus dem Jahr 1967 wie auch das eigene Sommerhaus im Waldviertel, erbaut in den Jahren 1972 bis 1978, die sich jeweils organisch in die Landschaft einfügen.

Meilensteine des Lehrers, Schriftstellers und Institutsleiters Karl Mang waren die Einrichtung der Schatzkammer in der Wiener Hofburg und der Umbau des Palais Lobkowitz in das Österreichische Theatermuseum, sowie auch die Wanderausstellung „Kommunaler Wohnbau in Wien 1923-1934“, in der die Mangs als eine der ersten die Wiener Architektur der Zwischenkriegs zeitwissenschaftlich bearbeiteten. Der komplementär erschienene Ausstellungskatalog gehört heute ebenso wie „Thonet-Möbel“ zu den Standardwerken auf diesem Gebiet.

Zu seinem 85. Geburtstag erschien ein Band mit „Schriften – Skizzen – Erinnerungen“, ein aufschlussreiches, inspirierendes Druckwerk, das ausgewählte Blätter aus einem Fundus von über 300 Zeichnungen und 4.000 Skizzen von Bauten, Plätzen und Gärten aus vielen Ländern der Welt sowie Texte über die Entwicklung der Architektur in der Nachkriegszeit, Erinnerungen an Begegnungen mit berühmten Architekten der „Modernen Architektur“ und Überlegungen zu manchen Problemen in seiner Heimatstadt Wien beinhaltet. Von 1972 bis 1983 war Karl Mang Präsident des Österreichischen Instituts für Formgebung.