Keine anderen Hauptstädte in Europa liegen so nahe beisammen wie Wien und Bratislava – weniger als 60 Kilometer Luftlinie liegen zwischen den benachbarten Donau-Metropolen. Die Stadt Bratislava ist flächenmäßig etwas kleiner als Wien und hat aktuell mehr als 600.000 Einwohner (1), was etwa einem Drittel der Bevölkerung Wiens entspricht. Die beiden Städte können auf eine eng miteinander verwobene Geschichte zurückblicken.
Die Chance auf eine internationale Stadtregion, wie die Öresund Region Kopenhagen (DK) / Malmö (S), böte sich seit 1990 auch dem Großraum Wien / Bratislava. Aber offensichtlich ist das Trennende, wie die ehemals unterschiedlichen Ideologien und die Wunden der Geschichte, stärker als ein 16 km breiter Meeresarm, den Dänemark und Schweden mit der Öresundbrücke über die Ostsee überbrückt haben (2). Fehlende Marchfeldbrücken, ein höchstrangiger EU-Bahnkorridor – heute von der ÖBB einspurig im Dieselbetrieb befahren (Marchegger Ast) – und eine fehlende Schnellstraßenverbindung im Marchfeld machen immer noch die Donau mit dem Twin City Liner zur schnellsten Verbindung der beiden Stadtzentren. Wie vor 300 Jahren, als Prinz Eugen Donauschiffe nutzte, um möglichst schnell und bequem von Wien zu seinem Jagdschloss Schloss Hof zu gelangen. 1870 wurde eine zweigleisige Eisenbahnstrecke Wien – Bratislava über Marchegg errichtet, der 1914 eine elektrische Straßenbahn über Wolfsthal folgte, die abgesehen von einigen Unterbrechungen bis 1945 in Betrieb war. Teile von Gleiskörpern und Bahneinrichtungen sind heute noch zu finden.
Die Donau und der Nationalpark Donauauen sind ein verbindendes Element der beiden Städte, an beiden Ufern eingerahmt von kulturell einmaligen Sehenswürdigkeiten wie der Römerstadt Carnuntum, dem mittelalterlichen Hainburg und den Marchfeldschlössern von Orth und Niederweiden bis Schloss Hof und Marchegg – die flächenmäßig größte befestigte Stadtgründung in Mitteleuropa 1268 von König Ottokar erbaut und noch weitgehend erhalten.
Die BOKU hat sich seit vielen Jahren intensiv um eine Zusammenarbeit der beiden Städte auf universitärem Gebiet bemüht. Prof. Werner Kvarda und Prof. Martin Treberspurg unterrichteten mit Unterstützung durch DDI Roman Grünner als Gastprofessoren an der Baufakultät der STU Bratislava ökologisches Bauen und Permakultur. Auf Initiative von Werner Kvarda entstand 2003 die Plattform Academia Danubiana (3), welche grenzüberschreitende akademische Kurse, gefördert durch ERASMUS Intensiv Programme, durchführt. Daran nahmen bis 2013 bereits mehr als 250 Studierende aus ganz Europa teil. Roman Grünner ist seit 2006 als wissenschaftlicher Assistent an der BOKU Wien, Arbeitsgruppe Ressourcenorientiertes Bauen tätig. Er ist Projektleiter für das Projekt EU-GUGLE in Bratislava und arbeitet an seiner Dissertation über energieeffiziente Gebäudesanierung.
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