Der 1944 in Rotterdam geborene Rem Koolhaas ist nicht nur Architekt, Denker, Stadtplaner, Autor, Pritzker-Preisträger und Harvard-Professor, sondern sicherlich einer der einflussreichsten Köpfe der internationalen Architekturszene. Mit der Theorie hat alles begonnen: Koolhaas arbeitete als Journalist, ehe er sich der Architektur zuwandte und sich für das Studium entschied. Das Schreiben hat ihn bis heute nicht losgelassen. Seine Schriften faszinieren bereits Generationen und sind zu einem wichtigen Teil seines Schaffens geworden. 2014 kuratierte er die Architekturbiennale in Venedig, sein Architekturroman „S, M, L, XL“ wurde weltberühmt und aus seiner weltweit renommierten Denkwerkstatt OMA (Office for Metropolitan Architecture), die 1975 von Elia Zenghelis, dessen Studenten Rem Koolhaas, Zoe Zenghelis und Madelon Vriesendorp gegründet wurde, gingen zahlreiche junge Architekturbüros wie B.I.G. oder MVRDV hervor.
Immer schon wollte er das Berufsbild des Architekten verändern, das seiner Meinung nach in einer Starre verharrt. Architektur zu machen vergleicht er damit, einen Film zu machen: Architektur als Erzählung, in der Szenen, Räume, Begegnungen und Ereignisse aufeinandertreffen. Zu erzählen hat er freilich viel, denn er hat die ganze Welt bereist und an vielen unterschiedlichen Orten für länger Station gemacht, unter anderem in Indonesien, London, New York, Peking und Hongkong, aber auch in seiner Heimatstadt Rotterdam. Fast überall gibt es „Filialen“ von OMA. Auch wenn nur ungefähr fünf Prozent seiner Werke tatsächlich realisiert wurden, zählen viele zu den aufsehenerregendsten Bauten der Welt. Viele sind daraus aus Wettbewerben hervorgegangen, von denen er übrigens bereits viele kurz nach seinem Studienabschluss gewann, aber nichts davon umsetzte. Die Früchte späterer Wettbewerbe sind heute die Neue Bibliothek in Caen, das Qianhai International Financial Exchange Center in Shenzhen, der Axel-Springer-Campus in Berlin und jüngst das KaDeWe in Wien, seinem ersten Projekt in Österreich.
Ich mag …
… den Moment der Wahrheit bei einer Präsentation im Wettbewerb: Wenn man die Bühne betritt, um kurz und knapp die Essenz seines Entwurfs zu erzählen und zu zeigen ...
Ich denke ...
… der Zwang zum Wettbewerb hat die Architekten vereinsamen lassen.
OMA
Rotterdam // gegründet 1975
oma.eu
Wir glauben, dass ...
… Direktaufträge zu besseren Gebäuden führen. Bei Wettbewerben ist man zu Kompromissen gezwungen.
Meiner Meinung nach ...
… werden wir Architekten als Helden gefeiert, dabei ist Erniedrigung unser Alltag. Der größte Teil unserer Arbeit für Wettbewerbe und Ausschreibungen verschwindet automatisch. Kein anderer Berufsstand würde solche Bedingungen akzeptieren. Diese Entwürfe aber darf man nicht als Verschwendung betrachten, es sind Ideen. Sie werden in Büchern überleben.
Ich bin überzeugt ...
… dass die Welt gestaltbar ist. Ich bin ziemlich offensichtlich ein Idealist.