346 Wettbewerbe realisiert Projekte

Orangen züchten in Liesing

© Bruno Klomfar
StudioVlayStreeruwitz
© Bruno Klomfar

In der Wiesen Ost, Bauplatz 2, Wien // StudioVlayStreeruwitz / Mischek Bauträger

Von den fünf Bauplätzen im Wohngebiet
„In der Wiesen Ost“ in Wien-Liesing, die im Jahr 2016 in einem Bauträgerwettbewerb beurteilt wurden, gingen zwei als Fixstarter ins Rennen: der Bauplatz 3 mit dem Wohnbauträger Volksbau sowie den Architekturbüros Josef Weichenberger und Sne Veselinović (siehe Projektbericht in der Ausgabe 344) und der Bauplatz 2, auf dem Wiener Heim als Miteigentümer eines Teils des Wettbewerbsgebietes sein Projekt vorstellte. Der Bauträger war mit zwei Architekturteams angetreten: Der Entwurf für den nördlichen der beiden Bauteile kam von Architekt Bernd Vlay (heute Studio ­VlayStreeruwitz), der südliche von der ­Architektin Nerma Linsberger. Nachdem die Wiener Architektin ihre Vorstellungen als nicht umsetzbar erkannt hatte, zog sie sich von ihrem Projekt zurück, der Südteil wurde vom Bauträger fertiggestellt.

Hohe Planungsqualität
Die Wettbewerbsjury sah in dem Gesamtprojekt hohe Planungs- und Architektur­qualität. Gelobt wurde das einfach und klar organisierte Mittelgangerschließungs­system, das in seiner abwechslungsreichen Raumfolge natürliche Belichtung bietet, sowie die sogenannte „Orangerie“, ein vielfach nutzbarer Gemeinschaftsraum als Verbindungselement zwischen den beiden Baukörpern. Sie wurde als mediterranes Gewächshaus mit Wintertemperaturen zwischen 0 und +12 Grad ausgebildet. Im Sinne des Mottos ­„Urban Gardening“, unter dem die gesamte Wohnbebauung steht, sind dort unterschiedliche Bepflanzungen vorgesehen. Im Winter können Kübelpflanzen eingestellt werden. Ausgehend von der zentralen Orangerie sind in der Mitte des lang gestreckten Bauplatzes Aufenthaltsbereiche angeordnet. Der Gartenwerkstatt ist ein Freibereich vorgelagert, an den ein Kleinkinderspielplatz grenzt. Die Möglichkeit, das Angebot des Urban Gardenings zu nutzen, findet sich überall in Innen- und Außenräumen von Wohnungen, Haus- und Quartiers­gemeinschaften.

Im Dialog
Der terrassierte Geschoßwohnungsbau ist vertikal differenziert und stapelt unterschiedliche Wohnmilieus, indem die Geschoße entlang des durchgehenden Kerns horizontal verschoben wurden. Die dadurch entstandene Asymmetrie erzeugt nicht nur unterschiedliche Wohntiefen der an das Mittelgangsystem beidseitig angeschlossenen Wohnungen, sondern verschiedene Typen privater Freiräume: umlaufende Terrassen, Balkone, Loggien wechseln sich übereinander ab. Die drei Hauseingänge ermöglichen Durchblicke nach Osten und treten so mit den Eingängen der Bauplätze 1 und 3 an der Westseite in Dialog. Mit dem vom ­Architekturbüro Treberspurg gestalteten Bauplatz 1 (siehe ebenfalls Ausgabe 344) bildet das Gebäude im Norden die Eingangssituation des Wohngebiets In der Wiesen Ost. Die Querbeziehungen der Hauseingänge, die bauplatzübergreifenden Gemeinschaftseinrichtungen und Freiraumausweitungen wie der zentrale Gemeinschaftsgarten und Marktplatz am südlichen Ende bilden gemeinsam mit der differenzierten Fassadengestaltung eine rhythmische Abfolge unterschiedlicher Räume und Nutzungen. An den Ecken in der Mitte und im Süden liegen das Gartenforum und der Kinderspielraum, ergänzt um eine Kinderwohngemeinschaft mit Spielräumen im Freien. Die gemeinschaftlichen Terrassen wurden unter Berücksichtigung unterschiedlicher Themenschwerpunkte gestaltet. Während die großen Terrassen im dritten und vierten Obergeschoß einen zentralen Aufenthaltsbereich für die Bewohner darstellen, sind die Panoramaterrasse im sechsten sowie die Schmetterlingsterrasse im achten Obergeschoß eher ruhigeren Nutzungen vorbehalten. Die auskragenden Obergeschoße am südlichen Ende der Wohnhausanlage bilden einen überdachten Aufenthaltsbereich für alle Altersgruppen. Die ostseitigen Wohnungen verfügen über vorgela­gerte Eigengärten.

Projekt
„Mischek‘s Orangerie“, In der Wiesen Ost – Urban Gardening, Bauplatz 2, Helene-Thimig-Weg 1, 3, 5, 1230 Wien

Bauherr
Mischek Bauträger Service GmbH – Wiener Heim, Wien

Architektur
Bauteil Nord: StudioVlayStreeruwitz, Wien, vlst.at

Bauteil Süd: Mischek Bauträger

Landschaftsplanung
Landschaftsarchitektur Batik, Wien, landschaftsarchitekt-batik.at

Statik
Dr. Roland Mischek ZT GmbH, Wien

Konsulent
realitylab, Wien, realitylab.at

Projektdaten
Grundstücksfläche: 9497 m² (gesamt)
Bebaute Fläche: 3097 m² (gesamt)
Bauteil VlayStreeruwitz: 1788 m²
Bruttogeschoßfläche: 25.268 m² (gesamt über Niveau)
Bauteil VlayStreeruwitz: 12.479 m²
Nutzfläche: 16.985 m² (gesamt über Niveau gem. §16.2 WGG)
Bauteil VlayStreeruwitz: 8366 m²

Projektablauf
Wettbewerb
04/2016 (1. Stufe)
07/2016 (2. Stufe)
Planungsbeginn     07/2016
Baubeginn    08/2017
Fertigstellung     07/2019

Wettbewerbsdokumentation
ARCHITEKTURJOURNAL /
WETTBEWERBE
5/2016 (328)

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