318 Forum

Passivhaus Kontroverse – Teil 3

Abbildung 3: Wohnhausanlage Dreherstraße 66 im 11. Bezirk. Baukörper „Melone“ in Passivhausstandard. Vier weitere Baukörper im Niedrigenergiestandard. Bauträger BUWOG – Bauen und Wohnen GmbH. Architektur: Arch. DI Günter Lautner. Foto: R. Smutny

In den ersten zwei Teilen dieser Serie rund um das Passivhaus wurde ein Meinungsforum eröffnet und Erfahrungen von Architekten eingebracht (sh. wettbewerbe 313, Seite 14 und 315, Seite 20). In dieser Ausgabe wird vom Sozialwissenschaftler Prof. Keul die Perspektive der Nutzer dargelegt. Weiters werden Ergebnisse von Wirtschaftlichkeitsstudien zusammengefasst und gemessene Energieverbrauchswerte weiterer großvolumiger Passivhäuser präsentiert.

Erreichen Passivhäuser die hochgesteckten Planungsziele?

Diese Frage stellte sich die Arbeitsgruppe für Ressourcenorientiertes Bauen rund um Univ. Prof. Arch. DI Dr. Martin Treberspurg an der BOKU Wien mit Unterstützung durch den Umweltpsychologen Prof. Dr. Alexander Keul von der Uni Salzburg und durch das Team der FGW Wien.

Im Auftrag der Wiener Wohnbauforschung wurden Wohnhausanlagen in Passivhaus-Standard analysiert, die schon seit längerer Zeit bewohnt waren (sh. wettbewerbe 285/286, Seite 8). Die gemessenen Energieverbrauchswerte dieser Gebäude wurden mit den Planungswerten verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass bei entsprechender Qualitätssicherung in Planung, Ausführung und Inbetriebnahme die Planungswerte aller untersuchten Passivhäuser zufriedenstellend erreicht wurden.

Um den Mehrwert der Passivhäuser zu quantifizieren, wurden die Energieverbrauchswerte von zwölf ausgewählten Wohnhausanlagen derselben Bauperiode 2003 - 2007 verglichen. Diese Referenzgebäude entsprachen zum Großteil bereits dem Niedrigenergiehaus-Standard. Verglichen mit dem Energieverbrauch konventioneller Wohnhausanlagen können Effizienzsteigerungen in der Größenordnung von etwa 20 - 40 kWh/(m².a) erzielt werden. Dies entspricht im Mittel einer jährlichen Ersparnis von rund 250 € für einen Haushalt mit 75 m² Nutzfläche, wobei hier bereits der geringfügig höhere Strombedarf für die Wohnraumlüftungsanlage berücksichtigt ist (Preisbasis Nov. 2011 aus der Studie Request [1]).

Um die Kosteneffizienz von Passivhäusern zu beurteilen, wurden unter der Leitung von Dr. Andreas Oberhuber von der FGW die wichtigsten Kostenfaktoren ausgewählter Wiener Wohnhausanlagen der Bauperiode 2001 - 2008 analysiert und die geprüften Schlussrechnungen ausgewertet. Wenig ausgeprägt waren der Einfluss des Baujahrs und überraschenderweise auch die Energieeffizienz-Klasse des Gebäudes. Die Errichtungskosten der untersuchten Passivhäuser und der Referenzgebäude liegen etwa auf demselben Niveau. Die einflussreichsten Faktoren sind die Größe und Kompaktheit der Wohnhausanlagen. Der Anteil an kostenintensiver Gebäudehülle pro geschaffene Nutzfläche hat sowohl für die Referenzgebäude als auch für Passivhäuser einen maßgeblichen Einfluss auf die Errichtungskosten. Mehrkosten von 15 - 25 % für weniger kompakte Wohnhausanlagen waren zu beobachten.

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