In der Rue Oberkampf, am Schnittpunkt des 11. Pariser Arrondissements und des noblen, von Baron Haussmann geplanten Gründerzeitviertels, hat das junge Pariser Architekturbüro Barrault Pressacco einen Sozialwohnbau geplant. Das Besondere daran: Die Konstruktion des Gebäudes der sechs Obergeschoße besteht aus massivem Kalkstein, der tragende Funktion hat. Lediglich das Erdgeschoß ist betoniert, wobei das Granulat im geschliffenen Beton sichtbar ist und ihm das Aussehen von Kunststein verleiht. Zur Entlastung der Steinblöcke wurden diese in einen Metallrahmen in der Fassade eingehängt, der die Decken aus Brettschichtholz trägt. Die Kalksteinblöcke sind rund 130 Zentimeter breit und zwischen 35 im unteren und 30 Zentimeter im oberen Bereich stark. An drei Seiten der Fenster wurde der Stein schräg abgefast, die Unterseite reicht in Manier der französischen Fenster bis zum Boden. Mit dieser an das bildhauerische Subtrahieren von Material erinnernden Fassadengestaltung mit Naturstein beziehen sich die Architekten auf die Traditionen der Haussmann‘schen Stadtbildgestaltung.
Der L-förmige Baukörper teilt das von einem mehrheitlich stadteigenen Wohnbauträger errichtete Wohnhaus in einen dichteren Flügel an der Hauptstraße und einen abgetreppten Bauteil, der Licht in den Innenhof bringt. Der Hof selbst grenzt an die Freifläche des benachbarten Hauses an. Insgesamt sind in den sechs Obergeschoßen, von denen die beiden obersten straßenseitig jeweils nach hinten gestaffelt sind und Terrassen ausbilden, 17 Wohnungen entstanden. Im hohen Erdgeschoß befinden sich Geschäftslokale.