315 Forum

Umwelt und Planung - Passivhaus Kontroverse – Teil 2

Kindergarten Oberrohrbach. Architektur: AH3 Architekten. / Foto: Christoph Österreicher, © AH3

Der öffentliche Diskurs zu Energieeffizienz und Passivhäusern wurde unter anderem durch die Studie des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen [1] stark angeregt. Die Diskussion rund um das Thema „Leistbarkeit“ führte in mehreren Bundesländern zu neuen politischen Vorgaben mit teilweise drastisch reduzierten Anforderungen an die Energieeffizienz. Beispielsweise darf ab 2015 in Oberösterreich die Wärme-dämmung für geförderte Wohnbauten nur mehr im Mindestausmaß gemäß Bauordnung ausgeführt werden [2]. Auf der anderen Seite argumentieren viele namhafte Architekten und auch gemeinnützige Bauvereinigungen, dass gerade durch die Einsparung der Energiekosten leistbares Wohnen langfristig gesichert wird. Aus diesem Grund hat sich beispielsweise die Neue Heimat Tirol ganz der Passivhaus-Strategie verschrieben und qualitätsgeprüfte Passivhaus-Wohnanlagen mit vier bis sechs Prozent Mehrkosten beim Bau realisiert.

Die Wohnhausanlage Lodenareal der Neuen Heimat Tirol wurde bereits im ersten Teil dieser Serie rund um das Passivhaus vorgestellt (siehe wettbewerbe 313, Seite 14). Weiters wurde mit den Beiträgen vom Energieinstitut Vorarlberg und von Architekt Georg Reinberg ein Meinungsforum eröffnet, das in dieser Ausgabe durch einen kritischen Experten weitergeführt wird. Befragt wurde Architekt Johannes Kislinger hinsichtlich persönlicher Erfahrungen mit der Umsetzung des Passivhaus-Standards und wie er die Zukunft des energieeffizienten Bauens sieht. Johannes Kislinger ist Geschäftsführer von AH3 Architekten ZT GmbH und Vorstandsvorsitzender der IG Passivhaus Österreich. Eine Zukunftsperspektive des Passivhauses wurde durch die Neuorientierung der IG Passivhaus bereits umgesetzt. Seit Anfang Juli 2014 bezeichnet sich die IG als Plattform für innovative Gebäude und öffnet sich dadurch auch anderen Standards und Bewertungssystemen für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen (siehe Textkasten).

Passivhaus-Erkenntnisse und Zukunftsbilder – Architekt Johannes Kislinger

Als symptomatisches Beispiel für die Verbreitung des Passivhausstandards möchte ich die Situation in der Gemeinde Leobendorf in Niederösterreich beschreiben, wo mehrere öffentliche Gebäude in Passivhaus-Standard errichtet wurden. Im Jahre 2006 wurde für den Bildungscampus Leobendorf ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Aufgabenstellung umfasste die Sanierung und Erweiterung der bestehenden Volksschule sowie den Neubau einer Musikschule, eines Kindergartens und eines Hortes. Wir haben diesen Wettbewerb damals gewonnen und den Passivhaus-Standard als Qualität eingebracht, die in der Ausschreibung nicht explizit gefragt war. Der Campus mit rund 4.100 m² Nutzfläche ist als erster seiner Art in Österreich zur Gänze in Passivhaus-Standard errichtet worden und wurde 2010 eröffnet. Der Gebäudekomplex wurde mit einem klima:aktiv-Zertifikat ausgezeichnet – das hat sehr gute Stimmung in der Gemeinde gemacht. Aufgrund dieser Erfahrungen hat AH3 auch im Nachbarort Oberrohrbach, Gemeinde Leobendorf, einen 2-gruppigen Kindergarten geplant und 2011 in Passivhaus-Standard und mit klima:aktiv-Zertifikat fertiggestellt.

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