Vor kurzem hat das Linzer Architekturbüro 1 gegen 15 Konkurrenten einen Wettbewerb für die Sanierung und Erweiterung einer Schule samt Neubau eines Bildungszentrums und einer Sporthalle gewonnen. Zusätzlich sollen ein Jugendzentrum errichtet und die Außenanlagen des Schulcampus neu geordnet werden. Das ist ein schöner Erfolg – umso mehr, als der Auslober die Stadt Schopfheim in Baden-Württemberg war.
Möglicherweise hatte das Ausweichen nach Deutschland damit zu tun, dass sich Architekten, die in Wien an einen Schulum- und -zubau kommen wollen, üblicherweise einem Verhandlungsverfahren stellen mussen, an dessen Ende sie als Auftragnehmer eines Totalunternehmers fungieren. Auch wenn, wie die Wiener Baudirektion betont, die Auftragsvergabe der Architekturleistungen nach planerischen Qualitätskriterien erfolge, wollen sich das viele Architekten nicht antun.
Begründet wird die Vergabe an Totalunternehmer – also Bauunternehmen – seitens der Stadt mit dem hohen Zeitdruck aufgrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums, unter dem bestehende Schulbauten saniert und erweitert werden müssen. Bis 2025 werden in Wien bis zu 11.200 Volksschulkinder und ebenso viele Sekundarschüler zusätzlich einen Schulplatz brauchen.
Ein Dorn im Auge ist das Totalunternehmerverfahren vor allem der Wiener Architektenkammer, die sich um die Unabhängigkeit der Planer sorgt. Die konnte sich mit der Stadt Wien nun auf ein verkürztes Wettbewerbsverfahren einigen, das auf standardisierten Ausschreibungsunterlagen mit präzisen Anforderungsdefinitionen basiert und so den Einreichaufwand vor allem für junge Architekturbüros reduziert. So sollen außerdem die Kosten einer Schulerweiterung besser kontrollierbar bleiben.
Angewendet werden soll dieses Modell des verkürzten Verfahrens ausdrücklich nur bei Um- und Zubauten, nicht bei Neubauten. Der soeben abgeschlossene Wettbewerb Neue Mittelschule Spielmanngasse in Wien-Brigittenau gilt als Pilotprojekt für das neue Verfahren. Es handelt sich dabei tatsächlich um einen Neubau auf einem unbebauten Grundstück. Doch in Wien findet sich bekanntlich immer eine Lösung: Nachdem sich am Nebengrundstück eine ebenfalls zu erweiternde Volksschule befindet, läuft das Projekt eben unter dem Titel „Um- und Erweiterungsbau“. Das Ergebnis des Wettbewerbs und das realisierte Projekt werden zeigen, ob sich unter vereinfachten Wettbewerbsbedingungen nicht auch ein Neubau umsetzen lässt.