Viel Licht und viel Holz

© Patricia Weisskirchner
Das Gebäude fügt sich in die Schremser Umgebung ein und ist barrierefrei zugänglich.
© Patricia Weisskirchner

Haus Mayer, Schrems (NÖ) / Architekt DI Michael Nöbauer

Dieses Einfamilienhaus wurde in einer Baulücke im bestehenden Siedlungsgebiet der niederösterreichischen Stadtgemeinde Schrems realisiert. Grundidee und Anforderung der Bauherren war es, ein barrierefrei erreich- und benützbares Gebäude in Holzbauweise im Einklang mit der Umgebung zu schaffen. Dazu wurde nicht nur der gesamte Altbaumbestand auf dem Grundstück vermessen und erhalten, sondern auch auf regionale Ressourcen zurückgegriffen. Die Schremser Granitsteine des gepflasterten Zugangs- und Zufahrtsbereichs stammen beispielsweise, ebenso wie die Arbeitsplatte in der Küche, aus einem nahegelegenen Waldviertler Steinbruch.

Bei der Gebäudekonstruktion setzte ­Architekt Michael Nöbauer aus Heidenreichstein kompromisslos auf Massivholz. Das innen überall sichtbar belassene Tragwerk besteht wie auch die Innenwände und die Zwischendecke aus fünfschichtig verleimtem Brettschichtholz (BSH). Der ­gesamte Holzbau ist außen mit Holzweich­faser gedämmt, was nicht nur eine ausgezeichnete Wärmedämmung, sondern auch einen wirksamen Überhitzungsschutz im Sommer gewährleistet. Im Planungsprozess ließ sich die Bauherrin von der Qualität und Dauerhaftigkeit einer Schindel­fassade aus gespaltener, heimischer Lärche überzeugen, weshalb diese anstatt der zuerst ­erwogenen Bretterfassade zur Ausführung kam.

Die Terrasse im Süden besteht ebenfalls zur Gänze aus Lärchenholz und ist über verschiedene Wege aus dem Inneren erreichbar. Eine Freitreppe verbindet sie mit dem Garten und bildet die Achse zum fußläufig erreichbaren Moorbad in Sichtweite des Grundstücks. Die Innentüren wurden von einem lokalen Tischler­betrieb aus Fichtendreischichtplatten maßangefertigt und ohne Stock oder Zarge direkt in die Massivholzwände bündig eingebaut. Bei der Brandschutztür zwischen Garage und Technikraum wurde wegen der speziellen Anforderungen zusätzlich ein Hartholztürstock bündig in die Wandöffnung gesetzt. Das Garagen­tor wurde als vierteiliges Deckensektionaltor fassadenbündig mit Lärchenschindeln gedeckt.

Abendsonne das ganze Jahr
Die eher geschlossene Nordseite des Hauses offenbart nach Eintritt durch die Haustür sofort ihr offenes und durchlässiges Gegenüber auf der Südseite. Der großzügige, helle Wohnraum bietet Ausblicke in die Natur des Gartens und durch die ausladende Terrasse einen fließenden Übergang ins Freie. Besonderes Augenmerk wurde auf die Situierung des Gebäudes gelegt, um speziell die Abendsonne das ganze Jahr über außen und innen genießen zu können. Das Terrassenvordach ist so ausgelegt, dass die hochstehende Sonne im Sommer die zahlreichen Glasflächen auf der Südseite nicht erreicht, die Wintersonne jedoch enorme solare Einträge bringt.

Über eine massive Eichenfaltwerktreppe, unter der kompakt die Küche angeordnet ist, erweitert sich der Wohnbereich zu einer Galerie im Dachraum mit natürlichem Licht, das über Dachflächenfenster aus allen Richtungen kommt. Der offene Charakter wird durch die Ganzglasbrüstungen unterstützt. Die drei Holz­stützen im Dachraum tragen eine verdeckt eingebaute Firstpfette und bilden in Kombination mit dieser das statische Rückgrat des Hauses. Insgesamt wurden beim Projekt über 60 m3 Brettsperrholz, 25 m3 Fichtenmassivholz in Form von BSH, KVH (Konstruktionsvollholz), Brettern, Staffeln oder Latten, 10 m3 Lärchen- und 1 m3 Eichenholz verbaut. Dazu kommen 75 m3 Holzweich­faserdämmung.

Damit konnten über 100 Tonnen CO2 im Gebäude gebunden werden. Die Bereitstellung der Wärme für Heizung und Warmwasser erfolgt mit einem hocheffizienten Brennwertgerät, das über das allgemeine Gasnetz mit Biogas versorgt wird. Über südseitig verschattbare Dachflächenfenster kann der Eintrag an natürlichem Licht und Wärmeeinstrahlung gesteuert und im Sommer Stauwärme aus dem Dachraum via Nachtlüftung und Kamineffekt entlassen werden.

Projekt
Haus Mayer, Schrems

Bauherrin
Dr. Ilse Mayer, Schrems

Planung
Architekt DI Michael Nöbauer, Heidenreichstein, architekt-noebauer.at

Statik
Zehetgruber & Laister ZT GmbH, Zwettl, zehetgruber-laister.at

Projektdaten
Grundstücksfläche: 1096 m²
Bebaute Fläche: 208 m² (inkl. Terrassenüberdachung
Bruttogeschoßfläche: 320,18 m²
Nutzfläche: 234,60 m²
Planungsbeginn: 01/2016
Baubeginn: 04/2017
Fertigstellung: 07/2018

Baumaterialien
Fassade: Holzschindeln aus gespaltener, heimischer Lärche
Dämmmaterial: Holzweichfaserdämmung
Baumaterial Außenwände:    Brettsperrholz 5-schichtig 10 und 12 cm
Baumaterial Innenwände:    Brettsperrholz 5-schichtig 10 cm
Fenster/Türen: Holz-Alu-Fenster 3-Scheiben-Verglasung mit Ug = 0,5 W/m2K
Bodenbeläge innen/außen:    Eichenparkett Landhausdiele
Küchenarbeitsplatte: Schremser Granit
Pflasterung Vorplatz: Hartberger Granit

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