351 Bauwelt

Der neue Glaspalast

© BUWOG_Stephan Huger
Anstelle des „Glaspalastes“ vulgo Rechenzentrum steht nun das Kunden- und Verwaltungszentrum der BUWOG.
© BUWOG_Stephan Huger

Das neu eröffnete BUWOG Kunden- und Verwaltungszentrum in Wien ist ein Baukörper, der sich keinerlei modischer Stilelemente bedienen muss. Der neue Glaspalast löst Harry Glücks Rechenzentrum ab.

Im Juni 2020 war es so weit: Das Kundenzentrum der BUWOG Group an der Rathausstraße 1 in Wiens Innerer Stadt wurde nach einer längeren Wartezeit eröffnet. Bereits 2013 hatte die WSE Wiener Stadtentwicklung, eine Tochter der Wien Holding, eine Neubebauung auf dem Grundstück beschlossen und einen Architekturwettbewerb ausgelobt, um das Projekt baureif zu machen. Bis Ende 2016 tat sich dann wenig. Das ehemalige Rechenzentrum der Stadt Wien stand leer. Dann verkaufte es die WSE samt dem bewilligten Projekt – genauer gesagt der Projektgesellschaft – an den bestbietenden Kaufwilligen, die
BUWOG Group. Die handelte rasch. 2017 wurde der 1976 nach Plänen der Architekten Harry Glück, Werner Höfer und Tadeusz Spychale errichtete „Glas­palast“ abgerissen. Das leicht adaptierte Siegerprojekt des Wettbewerbs der Wiener Architektengemeinschaft Schuberth und Schu­berth / Stadler Prenn / Ostertag wurde umgesetzt. Für die Innenarchitektur sorgte das Atelier Heiss.

Ergänzung des Rathauskarrees
Lassen wir, anstelle einer Projektbeschreibung, einfach die damalige Wettbewerbsjury unter dem Vorsitz von Rüdiger Lainer zu Wort kommen: „Der Lösungsvorschlag verspricht wohl die ruhigste und wahrscheinlich die logischste Ergänzung des Rathauskarrees. Ein Baukörper, der sich keiner­lei modischer Stilelemente oder übertriebener volumetrischer Entwicklungen bedienen muss, um zu bestechen. Durch die einfache Akzeptanz und Aufnahme der konisch zulaufenden Flucht an der Landesgerichtsstraße/Auerspergstraße, des einfachen fluchtenden Abschlusses an der Stadion- und Doblhoffgasse gelingt ein vordergründig einfach und unspektakulär wirkender Baukörper, der seine Subtilität und Qualität im Detail findet. Die beiden Abschrägungen an den Ecken zur Auers­pergstraße und in den Dachgeschoßen stellen eine äußerst subtile, zurückhaltende und einfache Baukörpermodellierung mit einer größtmöglichen Wirkung dar.“

Kontroversielle Arkaden
Und weiter im Juryprotokoll: „Das Erd- und Mezzaningeschoß nehmen ein alther­gebrachtes großstädtisches Motiv auf und werden an den stark frequentierten Straßen mit einer Arkadierung ausgestattet, die man im Rathauskarree durchaus kontroversiell an dieser Stelle sehen kann, aber ihre Berechtigung durch die stark befahrenen Straßenzüge und die beengte Gehsteigsituation findet. Verstärkt wird diese Wirkung durch die noble Fassadengestaltung, die hinter ihrer Viergliedrigkeit acht Geschoße verbirgt.“ Die Pfeiler und Bänder der Fassade sowie der Tragkonstruktion sind mit Metallplatten in einem matten champagnerfarbenen Ton verkleidet. Je nach Lichteinfall und Tageszeit wechseln Reflexion und Helligkeit der Bleche.

Anrainer und Stadt hatten eine Sichtachse in der Josefstädter Straße Richtung Stephansdom verlangt. Aus diesem Grund wurde der von allen Seiten begehbare Baukörper kleiner und um ein Stockwerk niedriger als der ehemalige Glaspalast. Das neue Gebäude besteht aus drei Untergeschoßen mit einem Supermarkt, Garagen und Lagernutzungen, Erdgeschoß, sieben Bürogeschoßen und besitzt eine Dachterrasse. Was der Jury außerdem gefiel: Ein im Zentrum des Gebäudes eingeschnittener Lichthof ermöglicht wirtschaftliche Bürotrakttiefen und entsprechend gute natürliche Belichtung aller Arbeitsplätze.

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